Sonntag, 25. März 2012

DIY - Nickyhose - schnell genäht

Wie schon in Facebook und in meinen Kursen angekündigt und versprochen, hier nun mit zwei Tagen Verspätung die bebilderte Anleitung zum Nähen einer Kuschelhose aus Nicky mit Bündchenbund. Natürlich könnt ihr die Anleitung auch für Jersey/Sweat/Babycordhosen mit Bündchenbund nehmen.

Zur Vorbereitung auf meinen Kindernähkurs dieses Wochenende habe ich am Dienstag noch mal schnell eine flotte Nickihose für coole Kinds genäht und parallel ein paar Fotos der einzelnen Arbeitsschritte geschossen. So könnt ihr mit meiner folgenden Anleitung und einem passenden Schnitt ebenfalls ein kuscheliges Höschen für Eure lieben Kleinen  (oder Großen) zaubern.

Zunächst müsst ihr natürlich Euren Zwerg vermessen und entsprechend der Größentabelle des ausgesuchten Schnittes den Schnitt abzeichnen. Ich kopiere die Schnitte von Schnittbögen immer mit Hilfe von Seidenpapier ab und zeichne auch gleich noch die Nahtzugaben (1cm) mit auf.

Abgezeichneter Schnitt inkl. Nahtzugabe

Ebenfalls übernehme ich alle wichtigen eingezeichneten Markierungen wie Fadenlauf, Passformzeichen, Ansatzpunkte, evtl. Taschen- oder Applikationspositionen sowie die Größe des Schnitteils und den Modellnamen. So muss ich bei späterem wiederholtem Nähen des Modells nicht mehr überlegen "was was" und "wie was" ist und kann gleich loslegen. Ich kann Euch nur empfehlen, das auch so zu handhaben, um zukünftig auch Zeit sparen zu können.

Danach wird der Stoff im Stoffbruch (also doppelt gelegt - Bruch parallel zur Webkante) gerade auf eine ebene Fläche gelegt. Meist ist es der saubere Fußboden oder auch mal ein freier Tisch.
Die Schnitteile legt ihr jetzt auf den Stoff. Dabei muss der Fadenlauf parallel zur Webkante liegen. Dies messt ihr am besten mit einem Lineal ab. Schnell geht es mit einem Patchworklineal, welches transparent ist und eine Zentimetereinteilung hat.

Fadenlauf parallel aufgelegt zur Webkante



Liegt der Fadenlauf des zuerst ausgerichteten Schnitteils (im Bild das untere) parallel zur Webkante, kann das zweite an dem Fadenlauf des ersten Schnitts ausgerichtet werden. So liegen beide richtig. 
Bei Stoffen mit Musterung bitte alle Schnitteile so auflegen, dass die Muster in die gleiche Richtung schauen. Bei dieser Hose ist der Schrittbogen jeweils oben, so dass die Autos auf ihren Rädern fahren können und nicht auf dem Autodach schliddern müssen.
Jetzt steckt ihr die Schnitteile mit ein paar Stecknadeln fest und schneidet die Hosenbeine entlang des Schnittpapiers aus. Am schnellsten und exaktesten könnt ihr mit einem Rollcutter auf einer Cuttermatte zuschneiden. 
Passformzeichen mit kleinem Knips markieren
Im Schnitteil eingezeichnete Passformzeichen, wie hier an der Knielinie, werden mit einem kleinen Knips (kurzer Schnitt in die Nahtzugabe) in den Stoff übertragen. Also knipst ihr jetzt auch alle Passformzeichen in Eure Nahtzugaben.
Beim späteren Zusammenstecken müssen die entsprechenden Knipse dann aufeinandertreffen. 

Da ich mich bis jetzt noch nicht entscheiden konnte, ob ich das türkise oder maigrüne oder beide Bündchen für die Hose verwende, beginne ich erst einmal mit dem Stecken und Nähen der bereits zugeschnittenen Hosenbeine.

Damit es bei einer "schnell-schnell-mal-kurz-ne-Hose-nähen"-Aktion nicht doch zu einem Rock kommt, indem die falschen Hosenteile an den falschen Kanten zusammen genäht werden, steckt ihr am besten erst einmal die Schrittrundung des Vorderteils und dann die des Rückteils zusammen.

Da Nicki ja ein Stöffchen mit Flor, d. h. mit einer Strichrichtung ist, welcher schnell und gerne mal für das Verziehen und Verrutschen der Schnittteile beim Nähen verantwortlich ist, werden wir einen kleinen Trick anwenden, um dies zu verhindern. 

Ich schneide mir aus Soluweb (Soluweb ist ein temporär fixierbares und wasserlösliches Vlies von Freudenberg) ein paar Stoffstreifen zu, die ich bei mittlerer Hitze zwischen die beiden Stofflagen bügele und somit vor dem Nähen fixiere. Diesen Trick könnt ihr übrigens bei allen Nähten und flutschigen aber bügelbaren Stoffen anwenden, bei denen ihr sonst die Nerven verlieren würdet. 

Jetzt aber zurück zu unserer Hose: bitte lasst im Schrittbereich die letzten zwei Zentimeter zum Zipfel unfixiert, da wir sonst die inneren Beinnähte nicht schön schließen können.

Soluweb als Nahtstabilisator
Ach ja, damit das Bügelbrett und das Bügeleisen nicht von dem Klebstoff der Vlieseline verunreinigt wird, lege ich sowohl unter als auch auf den Stoff eine Lage Backpapier. 

Backpapier als Bügelhilfe
So, Schluss mit dem Exkurs - zurück zum Nähen:
Nachdem die Schrittnähte der beiden Vorder- als auch Rückensteile gesteckt und gebügelt sind, werden sowohl die äußere als auch die innere Beinnaht der Hose gesteckt. Hierzu die beiden halben Hosen auseinanderlegen und jeweils ein hinteres mit einem vorderen Hosenbein rechts auf rechts (die schönen Stoffseiten liegen aufeinander) aufeinander legen und zusammen stecken.

Seitennähte stecken
Dabei müssen die oben angesprochenen Passform-Knipse im Kniebereich aufeinandertreffen.

Knipse aufeinander stecken
Dann die 4 Seitennähte mit einem elastischen Stich (schmaler enger Zickzack, Overlock, Superelastickstich) oder mit der Overlockmaschine zusammen nähen.

Seitennähte elastisch genäht
Nachdem jetzt die Beine schon einmal eine Hose erahnen lassen, muss jetzt noch die Schrittnaht genäht werden. Hierzu steckt man ein Hosenbein in das andere, so dass die rechten Stoffseiten und die inneren Beinnähte aufeinander liegen. Dies sieht dann so aus.

Beine ineinandergesteckt
Nun liegt die Schrittnaht bequem zugänglich und ihr könnt mit der Maschine gut die Rundung nähen, ohne Euch in den Hosenbeinen zu verheddern. (Nicht lachen, ist alles schon einmal passiert.)
Da wir die Naht ja schon mit dem Soluweb fixiert haben, lässt sie sich jetzt leicht und verzugsfrei nähen. Beachtet jedoch bitte, dass die inneren Beinnähte exakt aufeinander treffen. Die Nahtzugaben zeigen hierbei in die jeweils entgegen gesetzte Richtung, d.h. eine nach rechts und die andere nach links.
Seitennähte treffen aufeinander
Nachdem jetzt alle Beinnähte und der Schritt genäht sind, können wir schon einmal Halbzeit feiern und die Hose auf die rechte Seite wenden. Sieht doch schon nach einem flotten Flitzerhöschen aus, oder?
Halbfertige Hose
Jetzt muss nur noch die Entscheidung gefällt werden, ob der grüne Bündchenstoff für den Taillenbund und der türkise für die Beinabschlüsse genommen wird oder gerade anders herum...

Entscheidungsfindung: türkis oder grün?
Entscheidungsfindung: grün oder türkis?
















So, die Entscheidung ist gefallen. Der Taillenbund wird grün und die Beinabschlüsse türkis. Also schnell die beiden entsprechenden Schnitteile auf die Bündchenstoffe (die Bündchen sollen sich fertig genäht quer dehnen können) und schnipp-schnapp.

Zuschnitt - Taillenbund
Zuschnitt - Beinabschluss

Als nächstes werden die Beinabschlüsse rechts auf rechts der Länge nach aufeinander gelegt und gesteckt, so dass zwei Schläuche entstehen. Diese näht ihr dann mit dem elastischen Stich zusammen.
Beinabschlüsse stecken
Danach legt ihr jeweils einen Beinabschluss-Schlauch in der Runde links auf links zusammen, so dass sich die Naht wieder trifft. Das Bündchen erhält dadurch seine endgültige Länge und Form.

Beinbündchen fertig genäht

Jetzt "vierteln" wir die Bündchen, d.h. wir teilen die Gesamtweite in 4 gleichgroße Strecken ein, so dass wir sie exakt auf das Hosenbein anpassen können. Die schnellste Methode ist folgende: Steckt einfach eine Stecknadel gegenüber der Naht in das Bündchen, jetzt ist das Bündchen schon einmal "halbiert".
Bündchen "halbieren"

Anschließend die Naht auf die Stecknadel legen, platt drücken und die jetzt neu entstandenen "Ecken" mit einer Nadel kennzeichnen, jetzt ist das Bündchen "geviertelt".

Bündchen "geviertelt"
Auf die gleiche Weise wird das Hosenbein "geviertelt".

Hosenbein und Bünchen "geviertelt"
Jetzt wird das Bündchen über das Hosenbein gestülpt. Der Bündchenumbruch zeigt dann in Richtung Schritt und die offenen Kanten liegen aufeinander. Die Naht des Bündchens soll hierbei exakt auf die Innenbeinnaht treffen. Die anderen drei Stecknadeln sollten auch zueinander finden.

Bündchen am Hosenbein
Wie ihr seht, ist jetzt das Hosenbein länger als das Bündchen. Beide Stoffteile müssen aber passgenau aufeinander genäht werden. Hierzu legt man alles unter das Nähfüßchen, den Bündchenstoff nach oben.
Bein mit Bündchen nähen
Jetzt kann der Bündchenstoff so gedehnt werden, dass er auf die Länge des Hosenbeinstoffes passt. Mit dieser Dehnung werden die drei Stofflagen nun in der Runde zusammen genäht.

Annähen unter Dehnung
Nachdem wir jetzt einmal "rum" sind, können wir das Bündchen wieder runterklappen und so sieht es dann aus.

Angenähtes Bündchen




Nach diesem Prinzip nähen wir auch das Taillenbündchen an.

Also das Taillenbündchen auch rechts auf rechts zusammenstecken, nähen, in der Runde falten und mit Stecknadeln in Viertel einteilen. 

Taillenbund stecken, nähen
 Die obere Hosenkante auch mit Stecknadeln vierteln und das Bündchen an die Taillenkante stecken.

festgesteckter Taillenbund
Den Bund wieder unter Dehnung festnähen und nach oben klappen. Jetzt ist die Hose so gut wie fertig. Es muss nur noch das Soluweb kurz ausgewaschen werden. Also schnell mal zum Waschbecken...
frisch ausgewaschene Hose
... und dann ab auf die Wäscheleine....
 
Fertige Nickyhose
... Taaatttaaaatttaaataaaaaa!!!! Jetzt ist die Hose trocken und fertig für die ersten kuscheligen Stunden oder wilde aber bequeme Minuten beim Toben.

Nun wünsche ich Euch ganz viel Spass beim Hosennähen und strahlende Kinderaugen!